Zu Gast bei Seiner Eminenz Groß-Ayatollah Sheikh Bashir Al-Najafi

In einem der Büros seiner Institutionen in Najaf wurden wir von seinem Sohn Sheikh Ali empfangen. Nach der herzlichen Begrüßung und der Vorstellung aller Mitglieder der Delegation sprachen wir über die Institutionen von Sheikh Bashir Al-Najafi, den Charakter

ihrer Arbeit und dass sie zugunsten der Gesellschaft tätig sind und sich sehr um die Rechte der Kinder kümmern, wie die Einrichtung der Schule „Az-Zahra“ es tut, indem sie die Sorge um die Waisenkinder trägt und ihre vollständige Pflege übernimmt. Die Einrichtungen seiner Eminenz arbeite durch Selbstfinanzierung und Spenden und sei komplett unabhängig vom Staat. Gerade aus diesem Grund seien die Einrichtungen sehr stolz über die Leistungen, die sie im Dienst der Söhne und Töchter Iraks bisher erbracht haben. Auch sprach Sheikh Ali Al-Najafi über die Wichtigkeit, das Gute vom Bösen zu trennen und die Grundsätze des Guten zu kennen, welche sich in der Botschaft Mohammads und der Ahlul-Bait wiederfinde und das Ziel verfolge, die Menschlichkeit zu vervollkommnen und ein friedliches Zusammenleben unter allen Menschen gleichermaßen zu schaffen. Was das Geschehnis auf der Welt betreffe, so sei dies eine Botschaft des Bösen, welche versucht, der westlichen Gesellschaft ein verzerrtes Bild vom Islam zu liefern.  Sheikh Ali Al-Najafi betonte, dass der Islam seit seinen Anfängen daran arbeite, das Gesellschaftsleben mit allen anderen Religionsgruppen zu ordnen, indem sie sich verständigen, Dialoge führen und den Anhängern aller anderen Religionen ihre Unantastbarkeit gewährleisten.

 

Nach diesem Treffen ging unsere Reise weiter zum Hauptsitz Seiner Eminenz Groß-Ayatollah Sheikh Bashir Al-Najafi. Auf die Begrüßung und die Vorstellung aller Delegationsmitgliedern folgend, betonte Seine Eminenz, dass der Aufenthalt der Delegation in Najaf von großer Bedeutung sei und führte dies auf mehrere Gründe zurück:

 

  1. Die Kommunikation zwischen den Religionen und die tatsächliche Annäherung jener wird gestärkt, außerdem die Wege des Zusammenlebens und des Friedens zwischen den Muslimen kennengelernt.
  2. Der kulturelle und zivilisierte Austausch zwischen westlicher und islamischer Gesellschaft.
  3. Der Dialog über den Islam, die Muslime und ihren weltweiten Vertreter.
  4. Die Geschichte und die Gegenwart des Islam von jenen Anfängen kennenzulernen, welche sich im Propheten, der Ahlul-Bait und ihren Botschaften, welche zur Menschlichkeit, Nächstenliebe, Vergebung und zum Frieden zwischen allen Muslimen aufruft, wiederspiegelt.

 

Im Gegenzug bedankte sich der Leiter der deutschen Delegation Dr. Peter Scholl-Latour bei Seiner Eminenz für die Gastfreundschaft und drückte seine Freude darüber aus, Seine Eminenz und die anderen Gelehrten in Najaf getroffen zu haben. Des Weiteren bedankte sich auch Frau Alexandra Thein für die Bemühungen, die die Koordinationsstelle des Büros Seiner Eminenz erbracht hat, um diese wissenschaftliche Expedition zum Erfolg zu bringen. Auch bedankte sie sich für die Bereitschaft der Rechtsgelehrten sich zwecks des Kennenlernens und des Dialogs allen Glaubensrichtungen zu öffnen. Bedauernd äußerte sie sich dazu, dass es in dieser Welt keine richtigen Quellen über die Schiiten gibt und zeigte sich beeindruckt, mit welch einer Offenheit der westlichen Gesellschaften gegenüber die religiösen Institutionen arbeiten und dass die Schiiten selbst die Initiative zum Dialog ergriffen haben und nicht der Westen. Seine Eminenz ergänzte daraufhin, dass die Schiiten Friedensstifter seien und dass sie mit ihren Brüdern anderer Konfessionen Seite an Seite leben und es keine Differenzierung zwischen den Muslimen und die Flagge des Islam sei Eine und der Prophet aller sei der Prophet Muhammad.

 

Herr Gerlach drückte sein Erstaunen darüber aus, dass es keine Touristenführung zu den religiösen Sehenswürdigkeiten der Schiiten gäbe und dass, obwohl er bereits 2005 in seiner ersten Reise zwecks des Kennenlernens der schiitischen Konfession den Iran besucht hatte.

 

Auf die Frage von Herrn Gerlach zur Wechselbeziehung unter den Gelehrten und den Auseinandersetzungen, die zwischen ihnen entstehe, erwiderte er versichernd, dass die Gelehrten im Wort, im Glauben und in der Vision eins seien, es keine Kontroverse gäbe und Ehrlichkeit, Transparenz und Gewissenhaftigkeit in der Wissenschaft die Koexistenz, die Interaktion und die Arbeit zwischen allen wissenschaftlichen Einrichtungen in Najaf auszeichnen. Diese Einrichtungen seien sehr alt und bekämpften alle ungerechten Verwaltungen, welche mühsam versucht haben die wissenschaftliche Strebsamkeit auszulöschen und dabei eine große Anzahl ihrer Gelehrten ermordeten. Die Hawza sei eine Universität, die für Recht, Wahrheit, Wissenschaft und Menschlichkeit kämpfe und bereits sehr viel Gewaltherrschaft und Tyrannei in Kauf genommen habe und trotz dessen, sei sie hier und heute zurückgekehrt, um den Menschen, dem Islam und den Muslimen zu dienen. Außerdem fuhr er mit folgenden Worten fort: „Die Wahhabiten haben uns zu Ungläubigen erklärt, doch wir erklären niemanden zu Ungläubigen. Unsere Konfession des jafaritischen Zwölfer Schiismus unterstreicht die Friedensstiftung und den Dialog, selbst wenn die Gruppierungen verschiedene Meinungen vertreten, denn die Meinungsverschiedenheit verdirbt die Vertraulichkeit nicht.“

Nach der Ansicht der Gelehrten zu dem, was die christlichen Iraker an Beraubung der Rechte, Mord, Zerstörung der Gotteshäuser und Vertreibung ertragen müssten, fragte Frau Barbara Brustlein. Seine Eminenz erwiderte, dass das, was den christlichen Brüdern widerfahre, dem gesamten irakischen Volk widerfahre, es keine Differenz zwischen den Irakern gäbe und alle die gleiche Tragödie auf verschiedene Arten konfrontieren.

 

Über den Eingriff Irans in die Arbeit der Gelehrten, sagte Seine Eminenz betonend, dass der Schiismus im Iran durch iranische Hände gegründet worden sei und das die nationale Politik das Bild verzerre und behauptet habe, dass sich der Iran in die Arbeit der Gelehrten im Irak einmische. „Unser Prophet ist Araber und unser Islam ist auf Arabisch und nicht auf Persisch und unser Koran ist auf Arabisch und Kufa ist die erste Hauptstadt des arabischen Imamats, das Imamat vom Imam Ali. Jeder müsse in Kenntnis darüber sein, dass die ersten schiitisch-religiösen Universitäten in Najaf gegründet worden sind und sie die ersten öffentlichen und privaten Bibliotheken für das Studium der Rechts- und Islamwissenschaften eröffnet haben.

 

Nach dem Austausch mit Seiner Eminenz erhielt die Delegation einen aus dem Meer Najafs entnommenen weißen Stein, sowie eine Anzahl an Büchern und Handschriften. Nachdem sich die Delegation von Seiner Eminenz verabschiedet hatte, wechselte die Gruppe zu einen anderen Block und unterhielt sich über den Austausch. Anschließend kehrten alle Mitglieder der Delegation in das Hotel zurück, wo ein Tag voller Veranstaltungen und Treffen zu Ende ging und wir uns auf einen neuen Tag vorbereiteten.